Pressetext – Es ist eine beeindruckende Erfolgsstory, auf die die 1977 zunächst als Arbeitsgemeinschaft von den politischen und kirchlichen Gemeinden der benachbarten Orte Veitshöchheim und Thüngersheim gegründete und 2005 in eine gGmbH übergeführte Einrichtung im Dienst am Nächsten zurückblicken kann. So konnte die Sozialstation im Betriebsjahr 2016 einen Überschuss von 60.000 Euro erzielen und ist ihre Vermögens-, Finanz- und Ertragslage als sehr gut einzustufen.
Hauptgesellschafter ist mit einem Anteil von 40 Prozent am Stammkapital von 25.000 Euro die Gemeinde Veitshöchheim, während die Gemeinde Thüngersheim mit acht Prozent vertreten ist. Die Mehrheit der Anteil besitzen die kirchlichen Gesellschafter: aus Veitshöchheim die Kirchengemeinden Sankt Vitus (16 Prozent), Kuratie Heilige Dreifaltigkeit (zwölf Prozent) und die evangelische Christuskirche (zwölf Prozent) sowie aus Thüngersheim der Krankenpflegeverein (zwölf Prozent).
Gefeiert wurde das Jubiläum beim traditionellen Herbstfest, dieses Mal im Pfarrzentrum Thüngersheim, mit Klienten, deren Angehörigen und ehrenamtlichen Helfern mit hausgebackenen Kuchen und Torten, Kaffee und Tee.
Vor dem geselligen Teil ging ein ökumenischer Dank-Gottesdienst in der schmucken Pfarrkirche in Thüngersheim über die Bühne, zelebriert vom katholischen Ortspfarrer Bernd Steigerwald und die evangelische Pfarrerin Silke Wolfrum. In den Mittelpunkt ihrer Predigt stellte Wolfrum das Markusevangelium über die Heilung eines von Dämonen besessenen Knaben durch Jesus. Viele Menschen müssten mit Dämonen, mit Depressionen leben, die sie aussaugen, was an Lebensfreude da ist. Vergeblich hätten sie versucht dieses Leiden mit Medikamenten, Elektroschock oder mit Therapie mit Pferden oder mit Farbtöpfen loszuwerden. Und da komme Jesus ins Spiel, der in der Bibelstelle spüren ließ: “Alles ist möglich, dass sich der Dämon davonschleicht, dem, der Gott vertraut.”
Im offiziellen Teil sprach Geschäftsführerin Elke Kuttenkeuler von einem Alleinstellungsmerkmal bei der Trägerstruktur der Gesellschaft. So würden beide Gemeinden hinter der Einrichtung und ihrem Tun stehen und hätten neben den beiden kirchlichen Trägern auch weltliche Träger die Verantwortung für die Versorgung der Bürger ihrer Gemeinden in die Hand genommen. Das sei nicht selbstverständlich, wenn man sich die Strukturen der anderen gemeinnützigen Sozialstationen rundherum anschaue.
Kuttenkeuler: „Es gibt viele, die die Geschicke der Sozialstation gelenkt und beeinflusst haben und die Grundlagen dafür gelegt haben, dass wir nach 40 Jahren noch immer mit höchster Qualität unterwegs sein können.“ So konnte sie Erich Steppert begrüßen, der bei der Gründung der Arbeitsgemeinschaft 1977 in Veitshöchheim Bürgermeister war, ebenso dessen Nachfolger Rainer Kinzkofer, der die Sozialstation am längsten begleitete sowie auch Altbürgermeister Wilhelm Remling, der die Interessen der Gemeinde Thüngersheim vertrat, als 2005 die Umwandlung in die gGmbH erfolgte.
Für die Entstehung und die Entwicklung des ambulanten Dienstes in Veitshöchheim und Thüngersheim den Weg bereitet und begleiteten viele Jahre Caritasdirektor Anton Feiler und als Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Alfred Ankenbrand bis zur Umwandlung. Der erste Geschäftsführer der gGmbH war Michael Birk, dessen Amt Elke Kuttenkeuler 2011 übernahm
Kuttenkeulers Dank galt insbesondere auch den Pflegedienstleitungen, die die Station mit all Ihrer Kraft und höchstem Engagement geleitet haben, so auch Roswitha Bayer, die nach über 16jähriger Leitungstätigkeit 2012 verabschiedet wurde. Das Herz der Station seien die derzeit 27 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die mit überragendem Einsatz für die ihnen anvertrauten Menschen Tag für Tag unterwegs sind.
Seit die Sozialstation 1977 als Arbeitsgemeinschaft entstand, vorher waren schon Schwestern tätig, die Gemeindemitglieder im Krankheitsfall pflegerisch versorgt haben, sei viel passiert. Es habe sich ein Pflegemarkt entwickelt, ein Wort, dass es vor 40 Jahren noch nicht gab.
Viele Gesetze entstanden, sie wurden novelliert, durch neue ersetzt. Erst zu Beginn dieses Jahres erfolgte erneut eine grundlegende Reform in der Pflegegesetzgebung.
Nicht nur Begrifflichkeiten wie der Wechsel von Pflegestufe zu Pflegegraden, sondern auch Leistungen änderten sich. Kuttenkeuler: „Wir als Sozialstation müssen hier Schritt halten und uns ständig an die veränderte Situation anpassen.“
Es entstanden Expertenstandards, die umgesetzt werden müssen. Es reiche nicht mehr, dass die Schwester einen ordnungsgemäßen Wundverband anlegt, nein, das alles müsse akribisch dokumentiert werden.
Zahlten anfangs die Versorgten noch privat, entstanden in den 90er Jahren die Pflegekassen. Sie übernehmen zusammen mit den Krankenkassen einen Großteil der von der Sozialstation erbrachten Leistungen.
Heute sind nicht mehr nur Schwestern unterwegs, die die Menschen pflegerisch versorgen, sondern auch hauswirtschaftliche Versorgung und Betreuung gehörten zu den Kernaufgaben.
Dafür reichten 2011 auch nicht mehr die Räumlichkeiten im Bilhildis-Haus. Im ehemaligen Veitshöchheimer Postgebäude konnte in zentraler Lage eine wunderschöne neue Sozialstation bezogen werden mit 314 Quadratmeter Nutzfläche. Die Gesellschaft konnte die einschließlich Grunderwerb 530.000 Euro teure Investition aus Eigenmitteln bestreiten.
Seitdem ist die Sozialstation weitergewachsen, arbeitet mit modernen Datenerfassungsgeräten bei der Betreuung der 160 Klienten, ist mit Erdgasautos und einem E-Bike unterwegs. Im nächsten Jahr soll laut Geschäftsführerin das erste Elektroauto hinzukommen, um der ökologischen Verantwortung Rechnung zu tragen.
Kuttenkeuler: “Egal wie sich die Anforderungen und das Umfeld gewandelt haben: Es geht in all unserem Tun um die optimale Versorgung der Bürgerinnen und Bürger unserer Gemeinden Veitshöchheim und Thüngersheim. Dafür wollen wir auch in Zukunft all unsere Kraft verwenden.”
“Wir alle können sehr stolz sein, eine solche Einrichtung zu haben” sagte Altbürgermeister Rainer Kinzkofer, der bis auf die letzten drei Jahre die Entwicklung der Sozialstation zum Erfolgsmodell zunächst als Fraktionsvertreter in der Arbeitsgemeinschaft und dann als Bürgermeister hautnah miterlebt hat. Er erinnerte an die Anfangszeiten, als die politischen und kirchlichen Institutionen der beteiligten Orte noch im Jahr pro Kopf fünf Deutsche Mark als Zuschuss leisten mussten.
Nach einem gelungenen fröhlichen Nachmittag mit vielen guten Gesprächen wurden diejenigen, die auf einen Fahrdienst angewiesen waren, vom Pflegepersonal nach Hause begleitet.
(Mit freundlicher Genehmigung von Dieter Gürz)